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letzte Änderung:
16.11.2018

Mikrobiologische Therapie
Mikrobiologische Therapie

 

Bei der Mikrobiologischen Therapie handelt sich um eine Immuntherapie zur gezielten Modulation des Immunsystems, d.h. das Immunsystem kann gezielt stimuliert oder supprimiert werden. Mikrobiologische Therapie bedeutet die Verabreichung lebender und / oder abgetöteter Mikroben, deren Zellwandbestandteile und / oder deren Stoffwechselprodukte. Da unser Abwehrsystem mit anderen Regelkreisen wie dem Intestinaltrakt, dem Nerven- und dem Hormonsystem sowie der Psyche eng verschaltet ist, werden über die Beeinflussung des gesamten Immunsystems auch die anderen Regelkreise in unserem Organismus in die Therapie einbezogen. Dadurch behandeln wir nicht nur die Symptome einer Krankheit sondern den ganzen Menschen und damit auch die Ursachen, die die Erkrankung ausgelöst haben. Die Mikrobiologische Therapie ist für mich zu einer Basistherapie zur Behandlung aller chronischen Zivilisationserkrankungen geworden. Sie ist nebenwirkungsarm, sie ist einfach durchzuführen. Kinder sprechen besonders gut auf eine probiotische Behandlung an.

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Geschichtliche Entwicklung der Mikrobiologischen Therapie

Bereits 1904 berichtete der Engländer Sir Almroth Edward Wright über Behandlungserfolge mit Autovaccinen, einem Eigensimpfstoff aus Staphylokokkenzur Sstimulierung des Immunsystems. Er sagte damals schon den bedeutenden Satz: „Der Arzt der Zukunft wird Immunisator sein“. Diese Aussage gewinnt erst heute so richtig an Bedeutung, da der Einsatz von Antibiotika aufgrund von Resistenzbildungen immer öfter an seine Grenzen stößt. Alfred Nissle erkannte um 1912, dass das Wachstum pathologischer Darmkeime durch bestimmte Colibakterien in ihrem Wachstum gehemmt werden konnten. 1922 berichtete der Mediziner Arthur Becker von Versuchen zur Behandlung von Tuberkulosekranken mit einer Mischvaccine aus Sputumkeimen. Er befasste sich v.a. mit der Hals- und Atemwegsflora und entwickelte Injektionsvaccine aus verschiedenen Mikroben.

1954 wurde der „Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie e.V.“ von mehreren Medizinern um Arthur Becker in Leben gerufen. Der Arbeitskreis hatte sich zum Ziel gesetzt, kranke Menschen mit physiologischen Bakterien zu behandeln und damit zu heilen. In dieser Zeit wurde auch der Begriff „Mikrobiologische Therapie“ geprägt und die ersten Handelspräparate mit Escherichia coli und Enterokokken entwickelt.

Es gibt inzwischen eine Vielzahl an medizinischen Probiotika, die oral, percutan oder per injectione angewendet werden können. Folgende Mikroben werden für die Herstellung von Arzneimitteln verwendet: Escherichia coli, Lactobazillus sp. Mycobacterium sp. Bacillus cereus, Bacillus sp., Bacillus firmus, Bacillus subtilis, Enterococcus faecalis, Mycobacterium phlei, Mycobacterium sp., Bifidobacterium sp. Branh. catarrhalis, Haem. influenza, Klebs. pneumoniae, Klebs. ozaeanae, Sc. mitis, Sc. pneumoniae, Sc. pyogenes, Staphylokokkus aureus, Saccharomyces boulardii (die Angabe erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit). Darüber hinaus gibt es noch verschiedene Nahrungsergänzungmittel auf der Basis von Lactobzillen und Bifidabakterien.

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Zusammenhang zwischen Darm und Immunsystem

Alle Körperoberflächen (Haut und alle Schleimhäute im Intestinal-, Urogenital- und Respirationstrakt), die ständig mit der Umwelt in Kontakt sind, werden milliardenfach von Mikroorganismen besiedelt, die mit uns in symbiontischer Gemeinschaft leben und für uns lebensnotwendig sind. Diese Symbionten bilden auf Haut und Schleimhaut die erste Barriere zur Abwehr pathologischer Keime und Parasiten. Insgesamt siedeln über 1014 Mikroorganismen auf unserer Körperoberfläche, das ist ein Vielfaches mehr als der Mensch Körperzellen besitzt.

Die Haut, in den Medizinbüchern oft als gößtes Organ bezeichnet, weist eine Oberfläche von 2 bis 2,5 m² auf. Respirationstrakt, Urogenitaltrakt und Intestinaltrakt können dagegen mit einer Schleimhautoberfläche von ca. 80 m²; 5 m²; ca. 300 bis 400 m² aufwarten. Die Schleimhäute dieser Systeme haben sich alle aus dem gleichen Keimblatt, dem Entoderm entwickelt haben; sie sind sich anatomisch gesehen sehr ähnlich und hängen immunologisch zusammen.

Eine zentrale Rolle in der Abwehr kommt dem Darm zu. Mit einer Länge von fast 7 Metern und einer Oberfläche von über 300 m² ist der Darm unser größtes Immunorgan. In der Darmschleimhaut findet sich die grösste Ansammlung an Lypmphknoten, die Peyerschen Plaques. Über 80% der erworbenen Immunität haben ihren Ursprung im Darm, über das Immunsystem in der Darmschleimhaut wird das gesamte Immunsystem geprägt.

Der gesamte Intestinaltrakt ist mit Bakterien besiedelt. Abgesehen vom Nasen-Rachenraum nehmen die Artenvielfalt sowie die Keimzahlen vom Magen bis zum Dickdarm zu. Allein auf der Darmschleimhaut nisten über 500 verschiedene Arten an pathogenen und nicht-pathogenen Keimen, von denen nur wenige bis ins Detail erforscht sind. Die Darmflora bildet eine komplexe, mikroökologische Einheit mit vielfältigen metabolischen Aktivitäten. Sie kann als eigenständiges Organ betrachtet werden, dass vielfältige Aufgaben hat.

Aufgaben der Darmflora

· Anregung der Darmmotilität
· Resorption derNährstoffe
· Synthese von B-Vitaminen und Vitamin K
· Reduktion von Nitrosaminen
· Synthese von kurzkettigen Fettsäuren
· Förderung der Durchblutung und des Stoffwechsels der Darmschleimhaut
· Versorgung der Enterozyten mit Nährstoffen und Energie
· Milieustabilisierung durch Synthese von L-(+)-Milchsäure
· Aufbau und Aufrechterhaltung einer mikrobiellen Barriere
· Modulation des darmassoziierten Immunsystems
· Produktion von antibiotisch wirkenden Substanzen

Die milchsäurebildenden Bakterien (Lactobazillen und Bifidobakterien) produzieren rechtsdrehende Milchsäure, die im Darm ein schwach saures Milieu erzeugt und aufrecht erhält, wodurch eine übermässige Vermehrung von pathologischen Fäulniskeimen verhindert werden kann. Zusammen mit anderen Faktoren wie dem Mucus, dem sekretorischen Immunglobulin A, dem Lysozym, den antibiotisch wirkenden Stoffen und den Enterozyten, bilden die Milchsäure-Bakterien, die direkt auf der Darmschleimhaut siedeln, die erste Barriere zur Abwehr pathologischer Antigene. Sie tragen somit zur Kolonisationsresistenz im Darm entscheidend bei. Wenn nur eine dieser Komponenten gestört ist, ist die Kolonisationsresistenz ist vermindert; pathologische Antigene können die Darmschleimhaut passieren. Die zweite Barriere, eine immunologische Barriere, bildet das darmassoziierte Immunsystem, das sog. Mukosa-Immunsystem, die Peyerschen Plaques in der Mukosa. Damit die immunologische Barriere optimal funktioniert, muß das Immunsystem ständig trainiert werden. Dies geschieht mit Hilfe der stark immunogen wirkenden Escherichia coli und Enterokokken, die als Trainingspartner dienen und über diesen Weg die B-Lymphozyten und damit das systemische Immunsystem stimulieren.

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Das empfindliche, mikroökologische Gleichgewicht im Darm kann durch leicht verschiedene exogene und endogene Faktoren gestört werden, wie z.B. durch:

· Fehl- und Überernährung: Eiweiss– und fettreiche Nahrung begünstigt die Bildung von Fäulnisbakterien; es komm zu Gärungs- und Fäulnisprozessen und Bildung von Toxinen und Gasen.
· Medikamente wie Anitbiotika, Zytostatika, Sulfonamide, Kortikoide u.a. Immunsuppressiva, Ovulationhemmer und Laxantien
· Hyp- und Anazidität, Leber-, Galle-, Pankreaserkrankungen
· Psychische Faktoren wie Stress
· Pathogene Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten
· Darmerkrankungen wie Obstipation, Divertikulitis / Divertikulose, Colon irritabile, Colitis ulcerosa, Colon- / Rektumkarzinom, intestinale Strikturen und Obstruktionen
· Nahrungsmittelallergien- und Unverträglichkeiten
· Umweltfaktoren wie Schwermetallbelastungen

Die Zusammensetzung der Bakterienflora in Dünn- und Dickdarm ist nicht nur entscheidend für die Verdauung und eine optimale Resorption der Nährstoffe aus der zugeführten Nahrung, sondern auch für die Aktivität unseres Immunsystems. Störungen des mikroökologischen Gleichgewichts führen anfangs zu einer Dysbacterie, mit Verdauungsbeschwerden, Flatulenzen, Völlegefühl, krampfartigen Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, und Obstipation bzw. Es kommt zu Leistungs- und Vitalitätsverlust, später auch zu Fehlsteuerungen im Immunsystem, die zu den verschiedensten, bis hin zu schweren Erkrankungen führen können.

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Indikationen für eine Mikrobiologische Therapie:

Eine probiotische Behandlung sollte bei folgenden Erkrankungen zumindest als Basistherapie durchgeführt werden bei:

· Akuten / Chronischen Infekten
· Allgemeiner Abwehrschwäche
· Entzündungen im Mund-, Nasen-, Rachenraum
· Überschiessenden Immunreaktionen
· Hauterkrankungen
· Colon irritabile
· Obstipation / Diarrhoe
· Meteorismus
· Mykosen
· Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
· Systemerkrankungen
· Tumorerkrankungen – in der Nachsorge
· Malabsorption und Stoffwechselstörungen
· Chronischer Müdigkeit

Kontrindikationen:

Kachexie infolge fortgeschrittener Tumorleiden.

Vor der Therapie steht die Diagnose:

Um sich einen Überblick über den Gesundheitszustand unserer Patienten zu verschaffen, empfehle ich zusätzlich zu einer ausführlichen Anamnese, einem grossen Blutbild und einer Harnuntersuchung eine Stuhlanalyse zur Untersuchung der Darmflora, sowie ddie Bestimmung einiger Entzündungsparameter, der Pankreas-Elastase 1 und des sekretorischen Immunglobulin A aus dem Stuhl. Entsprechend dem Ergebnis setze ich die Mikrobiologische Therapie zur umfassenden Behandlung meiner Patienten ein.

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Komponenten der Mikrobiologischen Therapie

Ziel der Mikrobiologischen Therapie ist zum einen die Wiederherstellung des mikroökologischen Gleichgewichts im Darm, zum anderen die Modulation des körpereigenen Abwehrsystems über das Mukosa-Immunsystem in der Darmschleimhaut.

Zur Basistherapie setze ich verschiedene oral anzuwendende Probiotika ein, die abgetötete und lebende Escherichia coli und Enterokokken enthalten zur Modulation des Immunsystems. Entsprechend der Erkrankung des Patienten und des Stuhlbefundes verordne ich begleitend die milchsäurebildenden Bakterien zu Stabilisierung eines schwach sauren Darmmilieus und zur Aufrechterhaltung der mikrobiellen Barriere. Je nach Art, Schwere und Dauer der Erkrankung meiner Patienten führe ich eine Therapieintensivierung durch mit den Autovaccinen, die aus der patienteneigenen Darmflora hergestellt werden. Eine Mikrobiologische Therapie erstreckt sich bei chronischen Erkrankungen im Allgemeinen über vier bis sechs Monate, kann aber auch über ein- bis zwei Jahre verlaufen. Die verschiedenen Mikroorganismen wirken entweder stimulierend oder leicht suppressiv auf die Abwehrzellen; sie ergänzen sich und bewirken gemeinsam die Regulation des Immunsystems.

Zusammenfassung:

Nur ein gesunder Darm kann uns die Lebenskraft und die Energie geben, die wir im Alltag so dringend benötigen. Ein kranker Darm führt zu einem reduzierten Wohlbefinden und zu Krankheit. Die wichtigste Aufgabe neben Verdauung, Resorption, und Ausscheidung ist die immunologische Abwehr pathologischer Antigene. Über 80 % unseres Immunsystems sind im Darm angesiedelt. Eine gut funktionierende Abwehr ist aber vom Zustand der Darmschleimhaut und der Darmflora abhängig. Durch Fehl- und Überernährung sowie durch Medikamente (v.a. Antibiotika) wird häufig die physiologische Darmflora zerstört und die Darmschleimhaut geschädigt. Es resultieren Dysfunktionen des Darms, Abwehrschwäche und die Ausbreitung pathologischer Bakterien, Pilzen und Parasiten. Es können dyspeptische Beschwerden, Vitamin- und Mineralstoffmangel, Malabsorption und andere Symptome auftreten. Auch die Entstehung von chronischen Krankheiten, Allergien und Krebs wird begünstigt. Da sich die Schleimhäute von Intestinal-, Urogenital- und Respirationstrakt aus dem gleichen Keimblatt entwickelt haben, hängen sie auch immunologisch zusammen. Daher ist auch die Ursache rezidivierender Infekte und Allergien oft in einem geschwächten, schlecht funktionierenden Darm zu suchen.

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Über die Stärkung des Mukosa-Immunsystems regen wir die Selbstheilungskräfte im Körper an, die physiologische Darmflora wird stabilisiert, die endogenen Belastungen aus dem Intestinaltrakt gesenkt sowie der Aufschluss der Nahrung und die Resortionleistung der Darms erhöht.

Die Mikrobiologische Therapie kann auch bei Tieren, z.B. Hunden, Katzen und Pferden angewendet werden.

© Frau Dr. phil. nat. Cornelia Weber, Heilpraktikerin, Rudolf-Diesel-Str. 10, 61267 Neu-Anspach,

     
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